Buhlerei und Geldgier
Ich las in Henochs, des Gerechten, Büchern, was Böses ihr in jenen letzten Zeiten wirkt
Bewahret euch vor Buhlerei und Geldgier, meine Kinder! Hört doch auf euren Vater Juda! Denn diese Dinge führen vom Gesetze Gottes weg und machen blind die Seelenkräfte und lehren Übermut und dulden nicht, dass Mitgefühl ein Mann dem Nächsten zeigt. Der Seele rauben sie die Güte, bedrängen ihn mit Mühen und Beschwerden und rauben ihm den Schlaf, zermürben ihm das Fleisch.
Er hindert Gottes Opfer, gedenkt des Segens Gottes nicht, hört nicht auf des Propheten Rede und über fromme Worte wird er unwillig. Denn wer den beiden Leidenschaften dient, kann Gott nicht folgen; denn sie verblenden seine Seele. Er wandelt in dem Tageslicht, als ob es Nacht wäre.
Die Geldgier, meine Kinder, führt zu den Götzenbildern hin; durch Geld verführt, benennen sie ja Götter die, die keine sind. Sie macht den, der sie hat, verrückt. Des Geldes wegen auch verlor ich meine Kinder und ohne meines Fleisches Buße und ohne die Kasteiung meiner Seele und ohne meines Vaters Jakob Beten hätt ich auch ohne Kinder sterben müssen. Doch meiner Väter Gott war mir barmherzig, weil ich nur unwissend gehandelt. Des Irrtums Fürst hat mich verblendet; ich sündigte als wie ein Mann, wie Fleisch, durch Sünde ganz verdorben. Ich lernte meine eigne Schwachheit kennen und hielt mich selbst für unbesieglich. Wisst, meine Kinder! Es geben mit dem Menschen sich zwei Geister ab, der Geist der Wahrheit und der Geist des Irrtums und zwischen beiden steht die Einsicht des Verstandes. Er kann sich dahin neigen, wo er will. Und in das Herz des Menschen werden eingeschrieben der Wahrheit und des Truges Werke, und beide kennt der Allerhöchste. Nicht gibt es eine Zeit, wo sich der Menschen Werke wohl verbergen können. Denn eingeschrieben sind sie vor dem Allerhöchsten ins Herz. Der Geist der Wahrheit zeugt für alles, beschuldigt alles, und vor dem eignen Herzen wird der Sünder rot und kann zum Richter nicht sein Antlitz heben.
Letzte Ermahnungen
Nun, meine Kinder, liebt den Levi! Erhebt euch niemals gegen ihn! Sonst gehet ihr zugrunde. Mir nämlich gab der Allerhöchste das Königtum und ihm das Priestertum. Er ordnete das Königtum dem Priestertume unter. Mir gab er alle Dinge auf der Erde, ihm die im Himmel. So, wie der Himmel höher als die Erde, so überragt auch Gottes Priestertum das Königtum auf Erden, wofern’s nicht von dem Allerhöchsten durch Sünden abfällt und durch das irdisch Königtum beherrscht wird. Des Allerhöchsten Engel sprach zu mir: Es hat der Allerhöchste ihn auch vor dir erwählt, dass er ihm nähertrete, von seinem Tische zehre und ihm die Erstlinge der Söhne Israels zum Opfer bringe. Doch du sollst Jakobs König sein. Du wirst für sie als wie das Meer. Denn wie im Meer Gerechte mit den Ungerechten vom Sturm getrieben werden, – die einen kommen in Gefangenschaft, die andern werden reich, – so gibt es Menschen jeder Art in dir. Die einen werden ausgesaugt und kommen in Gefangenschaft; die andern werden von der Plünderung andrer reich. Die Könige sind ja wie Meeresungeheuer; sie schlingen Menschen, Fischen gleich, hinab. Und freie Söhne, freie Töchter machen sie zu Sklaven und rauben Häuser, Äcker, Herden, Geld. Und mit dem Fleische vieler sättigen sie ungerecht die Raben und die Geier und schreiten in dem Bösen fort und überheben sich in Gier, sind falsche Seher voller Aufruhr, verfolgen alle Frommen. Der Allerhöchste läßt Spaltungen bei ihnen werden; in Israel ist immerwährend Kampf. Durch fremde Völker wird mein Königreich vernichtet, bis dass für Israel das Heil erscheint, bis der gerechte Gott erscheint, und Jakob ruht in Frieden [mitsamt der ganzen Heidenwelt]. Er wahret meines Königreiches Macht für immer. Mit einem Eide schwur mir ja der Allerhöchste, das Königtum nie meinem Stamme zu entziehen. Viel Trauer hab ich, meine Kinder, durch eure Unzucht, Zauberei und euren Götzendienst, den ihr, im Gegensatz zum Königtum, ausübt. Ihr folget ja den Bauchrednern, den Stimmen und den Dämonen des Irrtums. Ihr macht zu Tänzerinnen und zu Dirnen eure Töchter und mischet euch mit Heidengreueln. Dafür bringt über euch der Allerhöchste Pest, Hunger, Tod und Schwert und feindliche Belagerung und Schmähungen der Freunde und Kindermord und Weiberraub und Plünderung der Habe [Einäscherung des Gottestempels], Vereinsamung des Landes, Versklavung eurer selber bei den Heiden. Dann geht ein Stern aus Jakob euch im Frieden auf. Ein Mann ersteht [aus meinem Stamme] gleichwie die Sonne der Gerechtigkeit; er wandelt mit den Menschenkindern in Sanftmut und Gerechtigkeit und keine Sünde wird an ihm erfunden. Es öffnen sich die Himmel über ihm und gießen aus den Geist, des Vaters heiligen Segen. Er selbst gießt über euch den Geist der Gnade aus; ihr werdet seine Söhne ihm in Wahrheit Sein und früh und spät, was er gebot, befolgen. [Dies ist der Sproß des höchsten Gottes, der Lebensquell für alles Fleisch.] Dann leuchtet meines Königreiches Zepter auf; ein Sproß erblüht aus eurer Wurzel. Aus ihm entsprießt den Heiden ein gerechtes Zepter, zu richten und zu retten alle, die zum Allerhöchsten rufen.
Quelle : Altjüdische Schriften außerhalb der Bibel, Paul Rießler (1928), Zusammenstellung aus dem Buch "Testament der zwölf Patriarchen" - gemeinfreier Text - : Zur Mehrung des (Gesamt-) Verständnisses wird empfohlen das ganze Buch zu lesen und den Worten der Propheten Gottes zu glauben sowie den Gott Israels um Leitung und Erkenntnis zu bitten und anzurufen.
Mögliche Bezugsquellen : Freier Download im Internet, Bibliotheken (z.B. Staats-, Stadt- oder Universitätsbibliotheken).
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